Gute Nachrichten: Hypochonder leben länger!
Der Titel: „Hypochonder leben länger“ von Jakob Hein hat mich sofort angesprochen. Ich habe bereits einige Bücher auf dem Gebiet der Psychologie und Psychiatrie gelesen und interessiere mich sehr für den Menschen an sich, für seine Entwicklungsmöglichkeiten und auch Abgründe. Als ich also die virtuelle Frankfurter Buchmesse besuchte, stieß ich auf den Autor und seine neueste Veröffentlichung.
Was habe ich mir unter dem Titel vorgestellt? Ich denke es ging in Richtung Geschichten aus dem Leben eines Psychiaters, spannende oder auch kuriose Fälle oder Ähnliches. Ich hatte also kurzum gesagt einen ganz anderen Anspruch an das Buch. Nichtsdestotrotz habe ich es in einem Nachmittag durchgelesen, da Jakob Hein ansprechend schildert, wie er seinen Beruf als Psychiater versteht und ausübt. Es ist eher ein Text über Jakob Hein und seine Beweggründe Kinder- und Jugendpsychotherapeut zu werden. Es werden Vorurteile beschrieben mit denen man als Therapeut täglich konfrontiert wird. Wie ist sein Werdegang, welche Stationen hat der Autor durchlaufen, bis er sich letztendlich mit einer eigenen Praxis selbständig gemacht hat? Welche Ansprüche werden durch die Klienten an ihn herangetragen und kann und will er sie erfüllen oder nicht? Insbesondere wenn man verstehen möchte, wie ein Psychiater arbeitet und was man von einer Therapie erwarten kann, ist das Buch interessant. Natürlich gibt es auch da interindividuelle Unterschiede, aber im Großen und Ganzen, denke ich, es ist eine gute erste Einordnung. Es hilft zu verstehen, dass ein Psychotherapeut nämlich gerade keine Antworten liefern kann, sondern auf dem Weg des Lebens begleitet und die richtigen Fragen stellt, um Veränderungsprozesse im Idealfall in Gang zu setzen. Damit man orientiert ist, was man selbst in einer Therapiesitzung für Grenzen hat und welche Tabus es gibt, ist dem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet.
Ich empfehle das Buch denjenigen, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Psychotherapie zu machen. Es kann helfen die Erwartungen an selbige realistisch einzuordnen und zu verstehen, warum ein Therapeut sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält bzw. verhalten muss. Es nimmt eventuell auch die Bedenken, mit denen man sich trägt, da das Thema ja oft schambesetzt ist. Fazit: Psychiater sind auch nur Menschen wie du und ich!
Jakob Hein, Hypochonder leben länger (und andere gute Nachrichten aus meiner psychiatrischen Praxis, Galiani Berlin, ISBN 978-3-86971-272-7, 20 Euro, 234 S.