Everything is fucked – wenn ein Blogger ein Buch schreibt
Meine Familie hat Corona, ich bin gestresst und kurz vor dem Urlaub – da habe ich mal nach ein paar provokanten Titel gesucht, um mich abzureagieren. Dabei habe ich „Everything is fucked“ und ein paar weiterer Titel gefunden. Hier Eindrücke daraus:
Hörkapitel 1 beginnt mit einer Geschichte über einen polnischen Spion im Lager Auschwitz. Ich habe zunächst an einen Fehler im Hörbuch geglaubt: Falsche Pressung, falscher Download, was auch immer. Geschichtsbuch statt fucked-up-Hörbuch. Aber, das ist wirklich der gewollte Einstieg in das Thema. In welches Thema denn eigentlich? Das Werk von Mark Manson ist im ersten Kapitel wirklich schräg. Als Einstieg 19 Minuten über den Zweiten Weltkrieg, das hatte ich so nicht erwartet.
Everything is Fucked – Ein Buch über Hoffnung
Autor: Mark Manson, Taschenbuch, erschienen 22.05.2019, ISBN 978-3-7423-1101-6
Verlag: RIVA, 256 S., Übersetzung von Peter Peschke und Max Limper
Hörkapitel 2 beginnt mit Star Bucks und einer Philosophie darüber, was Manson auf den Becher schreiben würde und warum er als Kaffeeverkäufer ungeeignet ist. Über Excel-Tabellen, künstliche Hüften, kokainschnupfende Politiker bis hin zum Sinn des Universums in 2 Minuten 30 Sekunden. Wow, was für ein Ritt durch die Themen. Eine irgendwie komische Mischung aus Geschichte, Psychologie, Motivationsbuch. „Die Unbegreiflichkeit Deiner Existenz“. Manson liefert ein Buch mit Anspruch auf (Be-)Deutung, dem zumindest ich immer wieder nicht folgen oder glauben kann.
Ich wollte schon schreiben, es ist das schlechteste Buch, das ich jemals gelesen habe. Nun, es ist schon eine lesbare Schreibe, aber ich habe in den ersten Kapiteln absolut keinen Zugang zum Werk gefunden. Glück, Hoffnung, Nihilismus. Manson wirft in Kapitel 2 mit schweren Themen pseudowissenschaftlich um sich (Hoffnungslosigkeit, Leid, Nihilismus), so dass ich mich wirklich in Sicherheit bringen musste. Er reisst Schlagworte an, leitet daraus Folgerungen ab, die er als Wahrheit verkauft und einem beim Zuhören schwindelig wird. Eine, für mich, ganz schwer les- bzw. hörbare Art eines (Hör-)Buches.
Manson zitiert Statistiken zu Depression, Drogentoten etc. Vorher hat er aber so wild mit Themen um sich geworfen, dass es mir schwerfällt ihm hier zu folgen und ihm zu glauben, dass hier alles sauber recherchiert ist. Es fällt mir schwer ihm diese Glaubwürdigkeit wirklich einzuräumen. Weiter mit Opiodkrise und weiteren Katastrophen: Weniger Menschen als je zuvor vertrauen den Medien, der Regierung oder allen anderen. Er wirft mit Pauschalaussagen wie „Indes ist die Umwelt völlig im Arsch. Irre haben Zugriff auf Atomwaffen oder sind drauf und dran sich solchen zu verschaffen“ um sich. Zwischendurch werden ein paar Statistiken eingestreut.
Es ist wirklich eines der schlechtesten Bücher, die ich bisher gehört oder gelesen habe. Ich breche ab, das halte ich nicht aus. Bei Amazon hat das Hörbuch 141 Bewertungen mit 4,5 Sternen. Ich fange an die Bewertungen zu lesen. Leser schreiben das Buch sei ein einziger langer Blogartikel. Es habe keinen roten Faden und keinen wirklichen Tiefgang – trotzdem werden 5 Punkte vergeben. Warum? Fazit einer kritischen Bewertung: „Mark, schreib lieber Blogartikel“, dem kann ich mich nur anschließen. Und ich stehe dazu, dass ich mich über einen roten Faden in einem Buch freue.
Mark Manson liebt provokante Titel und ist auch Autor des Werkes „Die subtile Art des Daraufscheißens“. Aber keine Angst, nach der Erfahrung mit diesem Buch, werde ich mir erst einmal kein weiteres Werk des Au1tors antun. Mark Manson ist ein amerikanischer Selbsthilfeautor und Blogger. Er hat über 13 Millionen Bücher verkauft, sein zweites und drittes Buch (dieses hier) waren bei der New York Times auf Platz 1 der Bestseller-Liste (Rubrik Ratgeber). Er ist Herausgeber der Mindf*ck Monthly newsletters.