Zwei Tote im Mittellandkanal: der Niedersachsen-Krimi ist ein Pageturner

Ich liebe es, Krimis mit Lokalkolorit zu lesen oder anzuschauen. Als geborene Münsteranerin mit Leib und Seele, gucke ich selbstverständlich jeden Tatort mit Thiel und Börne und auch jeden Wilsberg-Fall. Nun lebe ich schon seit mehr als elf (!) Jahren im Großraum Hannover und suche oft immer noch den Clou, das unverwechselbare, die besondere Stimmung der Städte, die mich umgeben. Genau in diesen Städten, nämlich in Hannover und Braunschweig, spielt der Niedersachen-Krimi von Mario Bekeschus.

Hauptkommissar Wim Schneider hat zwei Probleme. Er ist gesundheitlich schwer angeschlagen und müsste dem eigentlich nachgehen und er nippt übermäßig gern am Ouzo. Als eine Tote im Mittellandkanal gefunden wird, müsste ihn das nicht weiter interessieren, ist er doch eigentlich ins Team „Einbruch“ abgeordnet. Es gibt jedoch es Hinweise darauf, dass die Tat in Zusammenhang mit Braunschweig steht. Und ebenda hat er einst gewohnt. Ergo beschließt sein Chef unvermittelt, dass Schneider beim städteübergreifenden Team mitwirken muss, was ihm zu pass kommt, da langweilige Einbrüche eh nicht so sein Ding sind. Wären da nur nicht die Schmerzen, die eine Behandlung unausweichlich machen.

Die Tote hinterlässt Mann und Kind. Der Witwer wird alsbald ohnmächtig aufgefunden. Hat er in suizidaler Absicht gehandelt, weil er seine Lebensgefährtin getötet hat? Und wo ist eigentlich das Kind? Geht es hier um einen erweiterten Suizid? Da er lange nicht vernehmungsfähig ist, wenden sich die Beamten an die Eltern des Paares, die den ein oder anderen Familienzwist offenbaren.

Mario Bekeschus: Gaußberg, Gmeiner-Verlag, ISBN: 978-3-8392-0136-7, 14 Euro

Ein Makler besichtigt eine alte Villa in Braunschweig. Er möchte sich am Markt profilieren und der Verkauf des Hauses könnte der ganz große Wurf sein. Die alte Villa birgt allerdings das ein oder andere Geheimnis im Niedersachsen-Krimi. Aufgrund der exzellenten Lage an der Oker sträubt sich eine alte Dame aus dem Gästehaus auszuziehen und greift zu harschen Mitteln.

Da möchte man nicht Immobilienmakler sein – liest man im Niedersachen-Krimi, wie David von der älteren Dame mit faulen Äpfeln beworfen wurde. Die renitente alte Dame möchte nach Jahrzehnten des Wohnens im Gästehaus nicht weichen, kennt sie doch die unappetitliche Geschichte der Villa und ihrer Vorbesitzer. Der Rückblick in die Nazi-Zeit ist schockierend – und dominiert die Geschichte trotzdem nicht.

Der Autor zeichnet ein schönes Bild beider Städte und lässt auch eine gewisse Rivalität dabei nicht aus. Ermittler Schneider trifft auf seinen alten Braunschweiger Gegenspieler Manfred Wiegand. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, da das Kind der Toten verschwunden bleibt. Da müssen die beiden alten Gockel ihre Rivalität doch wohl oder übel hintenanstellen…

Mir hat der Niedersachen-Krimi von Mario Bekeschus überaus gut gefallen. Die stimmige Story, schrullige Ermittler, eine ansprechende Sprache und ein schönes Umfeld. Was braucht man mehr, um einen guten Kriminalroman zu schreiben? Hoffentlich gibt es bald mehr zu lesen von „Ouzo-Schneider“ und seinem Team! Die Einblicke in die beiden Städte Hannover und Braunschweig machen Lust auf einen Ausflug, so liebevoll werden sie beschrieben! Eine Leseempfehlung für den Niedersachsen-Krimi!

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