Kann dein größter Feind auch deine größte Liebe sein? Liebesroman von Sylvia Deloy
Nach „Auch die große Liebe fängt mal klein an“ ist „Gemeinsam ist man besser dran“ bereits der zweite Roman, den ich von Sylvia Deloy gelesen habe. Bei dem gruseligen Wetter da draußen, ist ein Wohlfühlroman auch genau das richtige Buch am letzten Wochenende gewesen.
Worum geht es? Hauptfigur ist Tilda, eine Endzwanzigerin mit großem Herzen. Nachdem ihre Mutter die Familie vor vielen Jahren zugunsten ihrer Schauspielkarriere verlassen hat, musste Tilda früh erwachsen werden und die kleine Schwester Mia großziehen. Der Vater war durch seinen stetigen Alkoholkonsum ebenfalls offline und so haben Tilda und Mia eine besonders enge Bindung. Mia ist nun gerade achtzehn Jahre alt geworden und bringt richtig Schwung in Tildas Leben und das nicht nur im positiven Sinne. Sie wohnen gemeinsam in einer Kölner WG, in welcher Mia es mit diversen ihr bekannten und unbekannten Gästen heftig krachen lässt. Beruflich hat Tilda sich der Gemeinnützigkeit verschrieben. Sie räumt mit ihren Mitarbeitern Wohnungen und Häuser aus und vermarktet die dort erstandenen Schätzchen direkt oder nach einem Upcycling an ihre Kundschaft. Als die Kündigung für ihren gemeinnützigen Flohmarkt hereinflattert, weil auf dem Gelände drei Luxusvillen gebaut werden sollen, steht Tilda vor einem riesigen Problem. Wo soll sie mitten in Köln neue Räume für ihren Secondhand-Möbelmarkt finden? Welche Perspektive haben ihre Mitarbeiter, die es allesamt bisher nicht einfach im Leben hatten und sich Dank des Jobs in Tildas Laden ein normales Leben erkämpft haben, da noch? Das gegenüberliegende, brach liegende Theater könnte eine Option für eine neue Wirkungsstätte sein, doch Dank der umtriebigen Schwester Mia verpasst Tilda einen wichtigen Termin mit dem Eigentümer – und das Theater wird an einen gutaussehenden Schauspieler verkauft. Problem: Tilda will ihn eigentlich blöd finden, aber er ist einfach nur nett… Die Lage spitzt sich immer mehr zu, doch Tilda wäre nicht Tilda, wenn sie sich ihren Problemen nicht stellen würde und eine kreative Lösung parat hätte…
Sylvia Deloy: Gemeinsam ist man besser dran, Lübbe, Roman, ISBN 978-3-404-18545-0, 11 Euro
„Gemeinsam ist man besser dran“ ist ein Wohlfühlroman, mit dem man es sich gut und gerne an einem verregneten Wochenende auf der Couch gemütlich machen kann. Tilda als Hauptcharakter ist eine zupackende und sympathische Person, mit der man gerne befreundet wäre. Ihre ständig abwesende Mutter und ihr alkoholkranker Vater haben Spuren hinterlassen. Dennoch kümmert sie sich aufopferungsvoll um ihre etwas wild geratene Schwester und eine ganze Crew von Menschen, die es im Leben noch härter erwischt haben. Die für ihre Arbeit wichtige Wirkungsstätte wird zugunsten des Baubooms gestrichen, etwas was durchaus einen Bezug zur aktuellen Immobilienlage in Deutschland hat. Einen anderen Raum zu finden, gestaltet sich schwierig, die Mieten in Köln sind zu hoch für ein Geschäft, das nicht nur ein Ladenlokal sondern auch eine Werkstatt braucht. Der neue Nachbar grätscht auch noch dazwischen, da er mit seinen Einkünften als Schauspieler und einer Erbschaft spielend die gegenüberliegende Immobilie kaufen kann. Da er dort plant, eine lange brach liegendes Theater neu zu eröffnen, ist der alte Eigentümer natürlich hin- und weg von der Idee und Tilda hat das Nachsehen. Mit viel Geduld und Charme schafft er es dennoch, mit Tilda und ihrer Crew ins Gespräch zu kommen. Aber zwischen Animositäten und der Suche nach einer neuen Wirkungsstätte bleibt für die Liebe eigentlich keine Zeit, oder?
Im Vergleich zu „Auch die große Liebe fängt mal klein an“ hat mir „Gemeinsam ist man besser dran“ eine Spur weniger gefallen. Im ersteren Buch hat mich die Geschichte um Marie, die das Gourmetrestaurant ihrer Eltern trotz erheblicher Probleme weiterführt, noch ein Stück mehr mitgenommen. Sie führt das Restaurant mit Leib und Seele. Probleme macht ihr die Bauaufsicht, die mit ihren Beanstandungen für Renovierungskosten erheblichen Ausmaßes sorgt. Selbige übersteigen Maries Budget und sie muss sich fragen, ob sie lieber mit einem Investor zusammenarbeiten will, was den Charme und die Einzigartigkeit des Lokals zu kosten droht oder ob sie sich von ihrem geliebten Lokal trennen soll. Und dann wäre da noch der Liebeskummer, denn auf ihren derzeitigen Lebensabschnittsgefährten kann sie sich so gar nicht verlassen.
Beides sind charmante Romane für schöne Lesestunden, so dass es von mir eine absolute Leseempfehlung gibt. Einer Freundin habe ich „Auch die große Liebe fängt mal klein an“ geschenkt und sie hat es mit Begeisterung gelesen.
Sylvia Deloy ist von Haus aus Kommunikationswissenschaftlerin und arbeitete als Redakteurin und Autorin für verschiedene Fernsehformate, wie Gilmore Girls und Mein Leben und ich. Sie ist verheiratet und Mutter zweier Kinder und lebt mit ihrer Familie in der Medienstadt Köln.
Von Sylvia Deloy sind auch noch die Romane Verborgene Gefühle (= McLeods Töchter). Vgs Egmont, Köln 2008, ISBN 978-3-8025-1770-9, Sterne, Stress und Kussalarm. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2011, ISBN 978-3-499-21604-6 und Das Glück ist zum Greifen da. Bastei Lübbe, Köln 2020, ISBN 978-3-404-17921-3 erschienen.