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Alle lieben Ove

Ove ist ein Grummelbär. Noch nicht ganz im Rentenalter sortiert man ihn in seiner Firma einfach aus, obwohl er, hochzuverlässig, wie er nun mal ist, seinen Dienst immer zu 100% geleistet hat. Was soll er also anderes tun, als die Nachbarschaft mit seinen täglichen Kontrollgängen zu malträtieren und für Recht und Ordnung zu sorgen? Ove ist ein tief unglücklicher Mensch, der seit dem Tod seiner Frau aufgehört hat zu leben. Da er aber noch nicht tot ist, plant er akribisch sein vorzeitiges Ableben. Warum wird er nur permanent gestört, wo doch endlich alles vorbei sein könnte? Hat seine verstorbene Frau die Finger im Spiel oder gibt es noch irdische Aufgaben, denen Ove sich stellen muss?

„Jemanden zu lieben ist, als würde man in ein Haus einziehen“, sagte Sonja immer. „Am Anfang verliebt man sich in all das Fremde, man ist jeden Morgen aufs Neue erstaunt, dass es einem plötzlich gehört, und hat ständig Angst, jemand könnte hereinstürmen und sagen, ihm sei da ein grober Fehler unterlaufen und es sei gar nicht vorgesehen gewesen, dass man so ein schönes Zuhause bekommt. Aber mit den Jahren bröckelt die Fassade, das Holz reißt hier und da auf, und man fängt an, die Macken an diesem Haus zu lieben. Da kennt man bereits alle verborgenen Ecken und Winkel. Man weiß, was man tun muss, damit der Schlüssel nicht im Schloss stecken bleibt, wenn es draußen kalt wird. Welche Dielen etwas nachgeben, wenn man drauftritt, und wie man die Kleiderschranktüren öffnet, dass sie nicht knarren. Und das sind all die kleinen Geheimnisse, die es eben genau zu deinem Zuhause machen.“

Die Hamburger  Morgenpost schreibt: „Wer dieses Buch nicht liebt, braucht eigentlich gar nicht mehr zu lesen.“ Große Worte, wie ich finde, die mich bewogen haben, es zu kaufen. Dementsprechend gespannt war ich, als ich begann das Buch zu lesen. „Ein Mann namens Ove“ ist ein großartiges Buch! Lange habe ich kein Buch gelesen, das mich so tief berührt hat! Ich habe Tränen gelacht und Tränen geweint!

 Einerseits wird Ove´s Lebensgeschichte erzählt. Er ist ein bescheidener Mann, der es mit viel Fleiß an der Seite seiner großen Liebe Sonja zu einem guten Leben ohne Überfluss gebracht hat. Die Schicksalsschläge, die beide zu verarbeiten haben, meistern sie gemeinsam, weil sie sich bedingungslos lieben. „Wir glauben immer, dass wir noch Zeit haben werden, mit anderen Menschen Dinge zu tun. Zeit haben, ihnen Dinge zu sagen. Und dann geschieht etwas, und dann stehen wir plötzlich da und denken Worte wie „wenn““. Sonja stirbt viel zu früh und Ove steht allein da. Verbittert und einsiedlerisch schottet er sich von den Nachbarn ab und plant seinen Tod. Gott sei Dank finden sich immer wieder Menschen, die auf seine Hilfe angewiesen sind, die sich über seine ruppige Art hinwegsetzen und Kontakt aufnehmen. Und auf diese Art und Weise einen Platz in seinem großen Herzen einnehmen. „Es ist mucksmäuschenstill im Haus. Auch bei den Nachbarn. Alle schlafen. Und erst da kommt Ove darauf, dass die Katze von dem Schuss sicherlich aufwachen wird. Das arme Tier wird sich bestimmt zu Tode erschrecken, stellt sich Ove vor.“ Und so trifft er Vorkehrungen, dass die Katze trotz des anstehenden Schusses weiterschlafen kann.  So ist Ove. Ein Mann zum gern haben, ein Mann wie man ihm häufig begegnet, an den man sich aber eher nicht herantraut. Wo weg gucken die einfachere Variante ist. Die Botschaft dieses Buches ist: riskiert einen zweiten Blick. Nichts ist wie es scheint und jeder hat seine Geschichte.

Ich freue mich schon sehr darauf, weitere Bücher von Frederik Backman zu lesen.  Das Buch ist sprachlich toll geschrieben, super übersetzt von Stefanie Werner, die Geschichte ist so gefühlvoll, tragisch und komisch zugleich, wie ich es selten gelesen habe. Das Buch bewegt und regt zum Nachdenken an. Alles in allem würde ich zehn von fünf Sternen vergeben!

Autor: Frederik Backman
Titel: Ein Mann namens Ove
Verlag: Fischer Verlag
ISBN 978-3-596-19780-4
Preis: 10,99 Euro
Aus dem Schwedischen von Stefanie Werner

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