Aller guten Morde sind 3 in Bullerbü
Ein spannender schwedischer Krimi, den Tina Frennstedt an den unaufgeklärten Mord 1991 an Niklas Elmberg anlehnt.
Ermittlerin Tess Hjalmarsson nimmt den 15 Jahre alten Fall wieder auf und kämpft gleichzeitig gegen den Polizeidirektor, der ihr Cold Case Team auflösen möchte. Der aktuelle Mord an einer bekannten Künstlerin weist Parallelen zu dem unaufgeklärten „Cold Case“ von Jung-Pianist Max Lund auf. Unterstützung erhält sie zum Beispiel von ihrer unkonventionellen Kollegin Marie, einem dänischen Profiler und später auch von ihrer Chefin.
Die Charaktere sind eigentlich mit Ecken und Kanten angelegt, so ist der Profiler tablettensüchtig und checkt ab und zu in der geschlossenen Psychiatrie ein, sie wirken allerdings ein bisschen weichgespült. Der Roman liest sich flüssig und ist weit weniger brutal von der Handlung angelegt, als mancher andere skandinavische Krimi. Es wird eher wie bei einem deutschen Tatort rumermittelt, befragt und das eine oder andere Schlaglicht auf das Privatleben der Ermittler geworfen.
Die Autorin Tina Frennstedt ist eine von Schwedens Top-Kriminalreporterinnen, was der Authentizität der Handlung und Figuren zugutekommt. Beim Lesen habe ich den Eindruck, dass andere Autoren hier „dicker auftragen“ und stark überzeichnen. Exzessive Folterungen wie bei der Harry Hole-Reihe von Jo Nesbø gibt es hier nicht, das Opfer wird lediglich mit dem Auto verfolgt und 25 Messerstichen perforiert. Alles in allem ein handwerklich gut erzählter Gute-Nacht-Krimi, den man erst nach der letzten Seite weglegt.
4 **** von 5
Tina Frennstedt: Coldcase: Das gezeichnete Opfer, übersetzt von Hanna Granz, Lübbe, ISBN: 978-3- 7857-2697-6, 16 Euro, 458 S.