Schaurig schön – „Geisel Meiner Selbst“ von Kimberly Pape
Merle – Protagonistin im Psychothriller von Kimberly Pape – wurde als kleines sechsjähriges Mädchen auf ihrem Schulweg entführt. Eingesperrt in ein Zimmer voller gruseliger Puppen war sie ihrem Entführer ausgeliefert und konnte sich nur mit einem Trick aus der verzweifelten Lage befreien.
Jetzt – 20 Jahre später – kämpft sie nach wie vor mit den traumatischen Folgen dieses Erlebnisses. So kann sie keinen Keller betreten und Puppen machen ihr extrem große Angst. Diese posttraumatische Belastungsstörung wirkt sich auch auf ihr Privatleben aus. Mit Nils, Rechtsanwalt und große Liebe, möchte sie ins Familienleben starten. Hund, Haus und Garten sind schon vorhanden, fehlt nur noch ein Baby zum großen Glück. Nur was, wenn es ein Mädchen wird? Was, wenn sie sich den Puppen und Kleidchen dann nicht mehr einfach entziehen kann? Merle begeht einen folgenschweren Fehler und droht Opfer ihrer eigenen Geschichte zu werden.
Die Geschichte um Merle hat mich sehr in den Bann gezogen. Die Stimmung kommt düster daher. Das Haus ist einsam gelegen, Merle ist fast immer mit dem Hund allein zuhause, da kann man sich schon vorstellen, in welche Richtung die Reise geht. Achtung Spoiler: ich hatte sehr klar vor Augen, wie überall wo Merle auftaucht, Puppen oder auch nur deren Köpfe gefunden werden und wie sehr die Hauptdarstellerin sich in einem Strudel der Ängste verliert. Bis zum Schluss bleibt spannend, ob Merle Opfer ihrer eigenen Fantasie wird oder ob ihr wirklich jemand Streiche spielt. Ist sie sogar in akuter Lebensgefahr? Oder braucht sie professionelle Hilfe? Man möchte es einfach wissen und liest trotz einiger sprachlicher Holprigkeiten einfach weiter. Das Cover ist sehr gelungen, es lässt wenig Interpretationsspielraum, dass es hier um einen Psychothriller gehen muss. Gern hätte ich in einem kurzen Steckbrief noch etwas über die Autorin erfahren.