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Bozen-Krimi (die Winzerin ermittelt) plus ganz viel Saufen plus Wiener Dialekt

Das beschreibt das Buch vermutlich schon ganz gut. Die gute Nachricht zuerst: Autor Christian Schleifer hat einen gut lesbaren Krimi abgeliefert, der allerdings einigen Leser*innen auf die Füße treten wird. Die Vergewaltigungen sind Geschmackssache, die Nazi-Geschichte und nicht zuletzt auch der Wiener Dialekt.

Das Buch beginnt mit einem unvermittelten Besuch in einer Art Keller – dieser stellt sich als Nazi-Bunker heraus. Dabei ist nicht klar, wer wann und warum Gast an diesem Ort ist.
-Nach diesem unvermittelten Einstieg in die Handlung geht es in einen Nobel-Vorort von Wien, der sich auf das alljährliche Erntedankfest der Weinbauer vorbereitet: Der Pechtoldsdorfer Hiataeinzug. Hier liegt schon die erste Leiche.

Österreichisches Brauchtum kommt weder in Handlung noch Sprache zu kurz. So geht es um “die Charlotte…”, “die Andrea”, “den Luca”. Der Norddeutsche Leser muss sich erst einmal etwas in Sprache, Trachten und alles Weitere einfinden, dann ist es aber ein lustiger Ausflug und Urlaub in der Alpenrepublik. Zum “Hiataeinzug mit Gstanzlsingen” – nach rund 50 Seiten hat auch der Hanseat verstanden, worum es dabei geht.

Mittlerweile kam es dann zu Leiche Nr. 2, der ist mitten beim Umzug tot umgefallen. Der Fischkopf unter den Lesern wusste schon vorher, dass Lederhosen tragen gefährlich ist. Im Umfeld der zweiten Leiche wird dann ein Nazi-Dolch gefunden. O.k., da kommt der Bezug zum Vorspann. Mittlerweile sind auch die familiären Zusammenhänge der Protagonisten klar geworden.

Alles in allem 🗡🗡🗡 von 5. Liest sich gut, manche Handlungsebenen nerven jedoch. Das Cover sieht fast aus wie “Herbsterben” von Markus Schulte.

Dies ist der 2. Band der Reihe. Charlotte Nöhren, ehemalige Polizistin in Wien, hat dem Weinberg ihrer Eltern übernommen. Sie hat auch im vorigen Band bereits den Mörder gejagt, und die Alpenrepublik um einen Gauner ärmer gemacht. Und so geht es um den Heurigen hier, Gansl mit Erdäpfelknödeln da, bis Buffettheke und Leberkässemmeln.

Autor Schleifer hat eine wilde Mischung an Themen eingebaut: Von Deportation bei den Nazis, mehrfacher Vergewaltigung, Prater-Stricher, ein Mord nach dem anderen bis hin zu Rechtsnationalismus. Er fährt ganz schön große Geschütze auf. Und dazwischen gibt, a Gans`l mit Erdäpfeln und smalltalk.

Gesoffen wird morgens, mittags, abends, nachts – der Alkohol fließt in Strömen. Nur gelegentlich unterbrochen durch ein Häferl dampfenden Kaffee. Ein bischen Bozen-Krimi, dazu Schindlers Liste, etwas Indiana Jones, dazu etwas Vorstadtweiber. Er überzeichnet ein ziemlich schräges Leben in dem Wiener Vorort.

Details zum Buch
Autor: Christian Schleifer
Titel: Perchtoldsdorfer Schweigen
Umfang: 304 Seiten
ISBN 978-3-7408-1149-5
Euro 13,00 [D] , 13,40 [AT]

Details zum Buch beim Verlag
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Ein Kommentar

  1. Hallo! Vielen Dank für die Rezension. Mich würde nur interessieren, wie du auf Bozen-Krimi kommst? 😳😉

    Lg, christian (der Autor)

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